Gedankenspiele für die Zeit nach Corona

Die Welt im Griff eines Virus. Politisch, wirtschaftlich und sozioökonomisch. Eine Zeit voller Unsicherheit und Widersprüche, in der die gewählten Volksvertreter im Ausnahmezustand durchregieren und Maßnahmen auf Basis wissenschaftlicher Annahmen und des Primats der Gesundheit treffen. Aber jede Krise bedeutet auch eine Chance für Veränderungen, wie es schon das griechische Wort „krisis“ im eigentlichen Sinne suggeriert, nämlich nicht die gefährliche Situation an sich, sondern deren Wendepunkt. 

Auch wenn wir heute sicher wissen, dass die Krise vorbei gehen wird. Eine Rückkehr zur „Vor-Corona“- Normalität dürfte ausgeschlossen sein. Zu stark werden Verwundbarkeiten der Systeme offengelegt: Abhängigkeiten von riesigen, globalen „Just-in-time“-Lieferketten, Vernachlässigung bestimmter Berufsgruppen, Unterversorgung der Gesundheitssysteme… etc.  Anstelle des „Schneller- Höher – Weiter“ mit ständiger, weltweiter Erreichbarkeit könnte eine neue „bewusste Distanzierung“ treten, bei der verstärkt lokale Angebote nachgefragt werden, auch wenn tendenziell zu Lasten höherer Preise und eines geringeren Wettbewerbs. 

Die Rolle und der Anspruch der Politik als Macher mit dem Hang zu weitreichenden Entscheidungen könnten weiter zunehmen. Schon heute überbieten sich die Verantwortlichen mit ihren Unterstützungsprogrammen, sei es fiskalpolitisch oder monetär. Innerhalb von Tagen werden wie am Fließband (ungedeckte) Schecks ausgestellt, deren Folgen und Rückzahlungsmodalitäten offenbar ignoriert werden. 

Insofern eine Reduktion der relevanten globalen Märkte und Produktionen einhergeht mit einer Stärkung der lokalen Strukturen, dürften Preissteigerungen unvermeidlich werden. Anfänglich noch ignoriert, könnten in der Folge (legitime) Kompensationsforderungen von Arbeitnehmern die Inflationszahlen weiter nach oben treiben, gefolgt von konsequenten Kapzazitätsanpassungen der Unternehmen. Das Ende der Rekord-Beschäftigung würde dann genauso eingeläutet wie das Ende der Ära der Niedrigzinsen, denn Preissteigerungen einerseits aber auch die massiven Preisverzerrungen auf den Anleihemärkten durch die Notenbanken dürften die Zinsstrukturkurven tendenziell steiler ansteigen lassen.  

Damit stehen z.B. Immobilien vor einer Neubewertung, während Gold und Aktien favorisiert würden. Von vielen (noch) unbeachtet: Die Folgen des gewaltigen Ölpreisverfalls, im Kern die Auflösung der alten Opec-Machtkartelle und ein Kampf um Marktanteile. Ein Menetekel für die exportierenden (Schwellen-) Länder, ein unerwarteter Konjunkturschub für Verbraucher. Währungen fließen zu ihren Ursprüngen zurück, was zu einer Stärkung der bereits starken Währungsblöcke führen dürfte und weitere Hiobsbotschaften für kreditnehmende Schwellenländer bedeutet, mit weitreichenden Folgen auch für deren politische Stabilitäten und Systeme.

Fazit: Die (Anlage-) Welt wie wir sie kannten ist Vergangenheit. Neue Konstellationen bergen Risiken und bieten Chancen. Erfolgsfaktoren bleiben aber die alten: Sachverstand, gründliche Analyse und vor allem Streuung der Anlagen über Regionen, Währungen, Anlageklassen und Instrumente.