Corona und der Ölpreisverfall treffen die kanadische Wirtschaft 

Die kanadische Wirtschaft muss aktuell zahlreiche Nackenschläge hinnehmen. Negativeffekte des Corona-Virus mit seinen strikten Eindämmungsmaßnahmen, der (nicht nur fundamental begründete) starke Ölpreiseinbruch sowie sinkende Exporte machen dem zweitgrößten Land der Erde zu schaffen. 

Die Neuinvestitionen gehen aufgrund einer schwächeren Nachfrage und schwindendem Verbrauchervertrauen sowie den aktuellen Finanzmarktturbulenzen zurück. Obwohl temporär aufgrund der auch in Kanada stattfindenden „Hamsterkäufe“ mit etwas stärkeren Konsumausgaben zu rechnen ist, werden die Konsumenten nach der Krise vermutlich nur zögerlich ihre Kaufaktivitäten wieder aufnehmen, hier werden sich auch die gesunkenen Einkommen und gefühlten Vermögensverluste auf den Kapitalmärkten auswirken.

Ähnlich wie in den USA oder Europa haben die kanadischen Politiker und die Bank of Canada als Zentralbank umfangreiche Hilfs- und Unterstützungsmaßnahmen lanciert, über zahlreiche Liquiditätshilfen für Unternehmen und Privatleute bis hin zu Zinssenkungen auf historische Tiefs.  Letztere dürften allerdings bei dieser Art der Krise, bei dem gleichzeitig Angebots- und Nachfrageschocks zusammenprallen, weniger helfen als die direkten fiskalischen Unterstützungen. Zwar wird ein tendenziell schwächerer kanadischer Dollar die Exporte beflügeln, was aber bei einer anhaltenden globalen Nachfrageschwäche eher geringe positive Effekte nach sich ziehen wird. 

Eine akkurate Prognose der Auswirkungen auf die kanadische Wirtschaft ist noch nicht darstellbar, klar wird aber immer mehr, dass die ersten beiden Quartale starke Einbrüche in der Wirtschaftsleistung verzeichnen sollten, während im 2. Halbjahr von einem Wiederanstieg ausgegangen wird. Am deutlichsten dürfte es den Energiesektor, den Tourismus und den Transport treffen, aber auch Auto- und Immobilienverkäufe dürften zurückgehen. Während die Provinzen Alberta, Neufundland und Labrador besonders von dem Preisverfall der Rohölpreise betroffen sind, dürfte British Columbia vom Rückgang der Touristenzahlen, sowie nachlassenden Investitionen und Konsumausgaben leiden.  Ein großes Fragezeichen über allem bleibt die Robustheit des US-amerikanischen Markts, von dem Kanada zu einem großen Teil abhängt. 

Wie gewohnt werden wir die Entwicklungen für unsere Kunden eng verfolgen, glauben aber dennoch, dass es sich um temporäre Erscheinungen handelt und die Krise auch zahlreiche Anlagechancen aufweist.