Das wahre Wertpotenzial von Kryptos

Nach dem scharfen Kursrückgang von Kryptowährungen in 2018 zu neuen Rekordtiefständen scheint es Mode geworden zu sein, dass „Ende des Hypes“ auszurufen oder Bitcoin & Co. als die „größte Blase der Menschheitsgeschichte“ anzusehen. Trotz einer zugegebenermaßen hohen Volatilität gab es in der Vergangenheit aber nachweislich zahlreiche Beispiele von Investments, die eine stärkere Blasenbildung als Kryptos aufwiesen. Und viel wichtiger: Um die Kursbewegungen von Kryptos und deren tatsächlichem Potenzial zu analysieren, muss man die zugrundeliegenden Prozesse im historischen Kontext mit den relevanten Protokollen verstehen. 

Das Internet ging 1991 als das sogenannte Web 1.0 an den Start. Informationen waren nur im Lesemodus („Read-only“) zu erhalten, kommuniziert wurde mit Email. Jedermann konnte nun mit relativ geringen Kosten an vielfältige Informationen gelangen. Beispiele für die zugrundeliegenden Protokolle waren TCP, IMAP und HTTP. In den früher 2000 Jahren folgte das Web 2.0. mit einem Schreib- und Lesemodus. Die Nutzer konnten also fortan miteinander kommunizieren und Inhalte auf Webseiten kreieren. Die Ära der sozialen Medien und des e-Commerce mit Facebook, Twitter, Amazon & Co. hatte begonnen.

Allerdings benötigt man innerhalb der Protokollstrukturen eine vertrauensvolle Drittpartei, den „Host“ eines Netzwerkes, der die Daten zentral speichert und managt. Er gibt (seine) Spielregeln vor, sichert sich den Zugang zu den Daten und kann mit diesem Geschäftsmodell Wettbewerber auf Distanz halten. Aus den persönlichen Nutzerdaten wird ein Wert für den Anbieter geschaffen. Als Beispiel für ein bekanntes Protokoll sei hier XML genannt. 

Jetzt läuft die dritte Welle an, das Web 3.0, die es ermöglicht, Werte zwischen den Nutzern (Peer-to-Peer) innerhalb eines vertrauenswürdigen Umfelds zu transferieren, ohne dass eine zentrale Stelle eingeschaltet wird. Die Instrumente für diese Transaktionen werden Token genannt. Geschaffen werden die Werte in Token-Modellen auf Protokollebene, da alle Beteiligten eines Netzwerkes (z.B. Miner, Nutzer, Knoten… etc.) eine Incentivierung für ihr Engagement im Netzwerk erhalten, während gleichzeitig Anwender mit Token für die Nutzung von Rechten oder Dienstleistungen bezahlen. 

Der Wert wird also zukünftig im Netzwerk geschaffen und zwischen den Nutzern verteilt, anstatt ihn an eine zentrale Stelle abzugeben. Beispiele für solche Protokolle sind gerade die aktuell in Verruf geratenen Bitcoin, Ethereum u.a. Deren Anwendungen bergen ein enormes Wertpotenzial.

Natürlich kann es noch einige Zeit dauern, bis die wahren Werte der Kryptos entdeckt werden, da es neben einer neuen, disruptiven und komplexen Technologie neue Geschäftsmodelle, neue regulatorische Rahmenbedingungen und vor allem eine hohe Nutzerakteptanz geben muss. Aber vom Web 1.0 bis Web 2.0 vergingen auch viele Jahre und wir sind weit davon entfernt, das Ende der Kryptos auszurufen. Tatsächlich stehen wir erst am Anfang einer neuen Ära.