Anlagejahr 2018: Fast alle Märkte und Anlageregionen hatten mit enormen Herausforderungen zu kämpfen, trotz eines insgesamt relativ robusten Wachstums. Dieser anscheinende Widerspruch lässt sich erklären durch den ständigen und hohen Druck auf die Märkte durch eskalierende Spannungen in den Handelsbeziehungen, geopolitische Unruhen, Schwierigkeiten in den Emerging Markets sowie der anziehenden Geldpolitik der FED.
Obwohl für 2019 eine Abschwächung des globalen Wachstums erwartet wird, sollten Anleger dennoch selektiv attraktive Kaufgelegenheiten in bestimmten Marktbereichen mit gesunden Fundamentaldaten finden. Beispiel USA: Trotz der jetzt erfolgten Rückgänge nach 9 Jahre Bullenmarkt, die das Zyklusende anzeigen und Investoren auf erhöhte Marktschwankungen vorbereiten, sind Marktumfeld und Ertrags-Momentum intakt, was zu Outperformance von ausgewählten Titeln führen sollte, zumindest kurz-mittelfristig.
Mit entscheidend dürfte die Rolle der wichtigsten Zentralbanken werden. Ob die FED nach den erfolgten Zinserhöhungen in diesem Jahr auch in 2019 wie geplant an der Zinsschraube drehen und QE weiter zurückfahren wird, bleibt angesichts der Marktturbulenzen und der Abhängigkeit der heimischen Sparer von guten Märkten offen. Die EZB und die Bank of Japan werden hingegen ihre Nullzinspolitik vermutlich beibehalten.
Im Handelskonflikt zwischen USA und China kann man nur hoffen, dass die Vernunft die Überhand gewinnt. Die ökonomischen und politischen Kosten einer Abwärtsspirale von gegenseitigen Vergeltungsmaßnahmen sind extrem hoch. Zudem besteht die Hoffnung, Trump könnte im Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen in 2020 eher bestrebt sein, Handelsabkommen mit China und der EU abzuschließen, um nicht als Präsident zu gelten, der die Welt in eine globale Rezession geführt hat.
Mehr als nur Vernunft benötigt man vermutlich in der EU, um Anlegervertrauen zurückzugewinnen. Nicht nur nähert sich mit Ende März das Risiko eines ungeordneten Brexits. Zwischenzeitlich sieht sich die EU mit weiteren existentiellen Krisen konfrontiert, wie den Populisten in der italienischen Regierung oder weiteren politischen Strömungen in anderen Ländern, mittlerweile auch wieder in Frankreich. Allerdings könnten dann in 2019 so viele schlechte Nachrichten in den europäischen Aktienmärkten eingepreist sein, dass – sofern die schlimmsten Szenarien verhindert werden können – in der zweiten Jahreshälfte attraktive Kaufgelegenheiten entstehen könnten. In der Tat könnte Europa dann eine Stabilisierung erfahren, während die monetären und fiskalpolitische Anreize in der USA zunehmend verblassen und höhere Zinssätze das Wachstum dort tendenziell abbremsen könnten.
Emerging Markets: Die Bewertungen befinden sich in etwa auf dem Niveau von vor 15 Jahren, insbesondere Titel aus dem Konsumenten- und Technologiebereich sind günstiger bewertet als ihre Pendants in den Industrieländern, was eine selektive Auswahl interessant macht.
Hauptfokus 2019 wird China und seine wachsende Bedeutung auf den internationalen Kapitalmärkten sein. Viele Anleger sehen die Anlage dort mittlerweile als eigene Assetklasse, um neben den hohen Chancen auch die Risiken besser managen zu können. Die langfristige, konsumentengetriebene Wachstumstory von China ist intakt und zwingend, die Bewertungen sind nach den Rückgängen in 2018 sehr attraktiv und größere Indizes planen, den Anteil von chinesischen Aktien signifikant weiter zu erhöhen, was zu zusätzlichen Kapitalflüssen nach China durch das Rebalancing der Fondsmanager führen wird. Zudem hat die chinesische Regierung bereits Budgetmaßnahmen angekündigt, um die Wirtschaft mit signifikanten Fiskal- und geldpolitischen Maßnahmen zu unterstützen, falls notwendig.
Allerdings wird parallel auch die Volatilität aufgrund der verschärften Konkurrenz mit den USA zunehmen. Diese haben die klare Absicht, weitere Wettbewerbsvorteile und Vorreiteransprüche von China in den Bereichen KI, Quantentechnolgie und Biotech zu verhindern. Das bedeutet eine fundamentale Veränderung der Handelsbeziehungen beider Länder und könnte entsprechende Verwerfungen auf den Märkten zur Folge haben.
Angesichts des Reifegrades im Investmentzyklus und der erwähnten Chancen-Risiko-Verhältnisse ist also insgesamt eine wachsame und vorsichtige Anlegerhaltung einzunehmen. Aktives Management, selektive Absicherungen und eine ausgewogene Positionierung zwischen Anlageinstrumenten und Anlagemärkten sollten der Schlüssel für eine erfolgreiche Anlagestrategie auch in einem volatilen und herausfordernden Umfeld sein.