Eine Rallye im kanadischen Aktienmarkt während die Wirtschaftsdaten eine Rezession signalisieren? Nicht wirklich ein Widerspruch, wie weiter unten gezeigt.
Die kanadische Wirtschaft muss sich auf ungemütliche Zeiten einrichten. Ein minimales Wachstum im letzten Quartal 2018 und kaum Verbesserung im laufenden Jahr in Sicht. Dazu beigetragen haben temporäre Kürzungen in der Ölproduktion und sinkende Ausgaben für Immobilien und Konsum in einem Umfeld zurückgehender Häuserpreise und negativer Erwartungshaltungen.
Das geringe Wachstum bei den verfügbaren Einkommen hat zu einem negativen Rekord-Verhältnis von Verschuldung zu verfügbaren Einkommen geführt, während die absolute Verschuldung der privaten Haushalte ein 27- jähriges Hoch erreicht hat. Fazit: Kein Umfeld, dass üblicherweise ein starkes Wirtschaftswachstum, Zinserhöhungen oder eine Aktienmarktrallye nach sich zieht.
Dennoch ist der TSX dieses Jahr rund 12% im Plus. Auch wenn das teilweise der sehr niedrigen Ausgangsbasis aus 2018 zuzurechnen ist (in dem nahezu alle Aktienmärkte weltweit größere Einbrüche verzeichnen mussten) und der TSX im Saldo auch nur 3% höher steht also noch vor 5 Jahren, haben die kanadischen Aktien den amerikanischen S&P dieses Jahr outperformt, was nicht alle Tage vorkommt.
Die Erklärung ist allerdings nachvollziehbar, wenn man das berühmte Zitat eines früheren amerikanischen Präsidenten leicht abwandelt: „It‘s the oil, stupid“. Starke WTI-Preise haben zu Preissteigerungen und einem Boom bei kanadischem Öl geführt. Und auch Versorger, Banken und Immobilien haben zweistellige Gewinne eingefahren, zusammen machen diese Sektoren fast 40% des TSX aus (S&P nur 20%). Umgekehrt wird der S&P wieder die Nase vorn haben, wenn Technologie, Industriegüter und Konsumgüter anziehen. Insgesamt sollten aber die positiven Vorzeichen für ein gutes Aktienjahr in Kanada überwiegen.