Börsenausblick: Defensive ist angesagt

Um mehr als 16% sind weltweite Aktienindizes seit Jahresbeginn gestiegen. In der Regel waren die Sommermonate ruhiger für die Märkte, dieses Jahr könnte es aber ganz anders kommen. 

Die Notenbanken diesseits und jenseits des Atlantiks scheinen sich mit weiteren geldpolitischen Maßnahmen überbieten zu wollen. Während die EZB „weitere stimulierende Mittel“ der Geldpolitik einsetzen will, was im Kern auch negative Leitzinsen im Euroraum bedeuten könnte, scheint die nächste Leitzinssenkung in den USA im Juli offenbar schon fest eingepreist. Eine lockere Geldpolitik hilft vor allem dem amerikanischen Präsidenten und seinen Wiederwahlplänen, da die Effekte seiner Steuerreform nachlassen und die negativen Folgen seiner Zollpolitik irgendwie kompensiert werden müssen. 

Die Hoffnung der Anleger auf weiterhin gute Börsenzeiten durch ewig billiges Geld ist allerdings trügerisch, da die aktuellen Probleme ungelöst sind und sich trotz Stimulation keine wirtschaftliche Besserung einfinden dürfte.

Das weltweite Wachstum könnte sich nicht zuletzt angesichts der geopolitischen Spannungen im USA-Irankonflikt sowie einer möglichen dritten Zollerhöhungsrunde der Amerikaner gegenüber den China weiter eintrüben, zumal in Europa auch noch weitere Risiken (Brexit, Italien) bestehen. 

Auch wenn eine (heute nicht erkennbare) Einigung im Handelskonflikt die Märkte kurzfristig befeuern würde, scheint eine Korrektur in den nächsten Monaten eher unvermeidlich, wenn auch im begrenzten Ausmaß, da das niedrige Zinsniveau insgesamt einen massiven Ausverkauf abfedern würde. 

Anleger sollten also wachsam sein und ihre Depots defensiver ausrichten. Dazu gehören solide Dividendenaktien, Anleihen von erstklassigen Schuldnern und auch Gold, wie es die aktuell anziehenden Kurse dieser Anlageklassen zeigen. Auch sollten Branchen gemieden werden, die von einer dritten Zollerhöhungsrunde von Trump gegenüber China betroffen wären.