90 Jahre nach dem großen Börsen-Crash

Crash-Propheten, die Parallelen zum Oktober 1929 ziehen, haben wieder Hochkonjunktur. Eine gefährliche Mixtur aus überschwänglichem Optimismus über die jahrelang stark gestiegene Industrieproduktion, mit Kredit gehebelte Spekulationen und eine „Fear of Missing Out“ (FOMA) trieben die Kurse im Dow Jones im Oktober 1929 auf schwindelerregende Höhen. Am 24. Oktober 1929 erfolgte dann zunächst ein Einbruch um 11%, gefolgt von weiteren 90% (!) in den folgenden 3 Jahren. Fast ein Vierteljahrhundert verging, bis die alten Höchststände zurückerobert werden konnten. 

Die heutige Situation ist damit nicht vergleichbar. Komplexe Sicherheitsszenarien und Regelwerke, die seit der Finanzkrise 2008 eingebaut wurden sowie hochsensible Notenbanken, die konzertiert eingreifen, sorgen für die notwendige Stabilität.

Und doch gilt es wachsam zu sein. Neben den geopolitischen Unsicherheiten liegen die größten Risiken für die Märkte derzeit im US-Chinesischen Handelskonflikt und den damit verbundenen negativen Begleiterscheinungen bei der Industrieproduktion und den Investitionen. Als positiv verzeichnen die Märkte ein weiterhin stabiles Konsumentenvertrauen in den Industrieländern, bei relativ niedrigerer Arbeitslosigkaeit und hohen verfügbaren Einkommen. 

Auch dürften weder der amerikanische Präsident (im Wiederwahlzyklus) noch der chinesische Staatspräsident (im Vorfeld der Feier zur 100-jährigen Parteigründung 2021) an einer wirtschaftlichen Verschlechterung und daher an Kompromissen im Handelsstreit interessiert sein. Starke geldpolitische Unterstützung kommt zudem weiter von den Notenbanken.

Insgesamt dürften also die Bewertungen ausgesuchter Titel neue Niveaus erreichen. Wie immer entscheidend ist neben der notwendigen Portfoliostreuung vor allem die Analyse und Auswahl der unterliegenden Geschäftsmodelle und Trends.